Haussanierung, Bienen, Hühner und Bundesverband Aquaponik
Beim Sonnenhoffest am 8. August 2018 von 14 bis 17 Uhr sind alle eingeladen, sich über die neuen Entwickungen im Karree 49 zu informieren.2015 hatte das Team um Angelika Scheuerl viele Gäste in der Peterstraße 28. Im Sommer zuvor war zum ersten Mal das Konzept präsentiert worden, dem leer stehenden Eckhaus zu neuem Leben zu verhelfen. Und zwar mit einer Mischung aus Wohnen, Arbeit für Menschen in schwierigen Situationen und einer riesigen Aquaponic-Anlage. Während nach einem Finanzrahmen gesucht wurde, startete ein Testbetrieb mit Karpfen, Salat und Tomaten, der auch den sächsischen Landwirtschaftsministers zu einem Besuch auf dem Sonnenberg zog. Ein tolles Projekt, fanden alle.
Nach dem Sonnenhoffest 2016 wurde es stiller.
Bis dann Ende 2017 die ersten Bauzäune auftauchten. Ende 2012 hatte Scheuerl das Nachbarhaus ihres Firmensitzes gekauft und schon seit zehn Jahren ein Konzept für die Sanierung vorbereitet. Volkmar Zschocke, sozialpolitischer Sprecher der grünen Fraktion im sächsischen Landtag, bat um einen Termin: „Ich will wissen, was daraus geworden ist“, interessierte er sich. Am 8. Mai 2018 besuchte das Projekt.
„Wir waren abgetaucht, jetzt haben wir was zu zeigen“, bestätigt Angelika Scheuerl. Sie erklärt: „Für die Sanierung der 13 Wohnungen fanden wir eine Lösung, aber dazu mussten wir das Aquaponic-Projekt abtrennen.“
Auf der Terrasse umsummt von den Bienen aus dem eigenen Stock beschreibt sie gemeinsam mit ihrer Mitgesellschafterin Antje Rausch, wie sie auf Umwegen ihre Visionen verfolgen, „gemeinsam Stadt zu entwickeln“. Beide halten je ein Drittel an der Delphin Projekte gGmbH. Weiterer Gesellschafter ist Sascha Baldauf, ehemaliger Mitarbeiter von Delphin und heute selbständiger Berufsbetreuer.
Nebenan sichern Stahlträger die Rückwand, bevor sie später für das Glashaus geöffnet wird. Innen ist schon viel entkernt. Bald wird das marode Dach abgerissen. „Das ist der point of no return“, heißt es.
Am der anderen Seite im Grünen streiten sich die Hühner im Maschendrahtstall um einen Wurm. „Ich hätte gern von der GGG das Stück hinter dem Weg für Ziegen“, wünscht sich Scheuerl. Bei den Hühnern, einer vom Jobcenter geförderten Arbeitsgelegenheit, probieren sie es mit Erfolg aus: Einfache landwirtschaftliche Arbeit hilft Menschen, wieder aktiv zu werden. „Hühner füttern, Ziegen melken muss man, egal, ob man Lust hat“, so die Sozialpädagogin.
Jonas, angehender Bundesfreiwilliger, sorgt dafür, dass die nährstoffgebenden Fische und die Wasserreinigenden Pflanzen wieder im Kreislauf wachsen. Das Band-Schlafzimmer der Kneipe Subway to Peter ist jetzt Labor und Klassenzimmer. Das Wasser plätschert, Jonas zeigt das Deepwater- und Dripwater-System im Vergleich. In einem Terrarium wachsen Heimchen – Fischfutter. Nistkästen liegen auf dem Bord. Und überall Pläne, Listen der zugeführten Nährstoffe. Antje Rausch hat die Aquaponik-Ausbildung durchlaufen. Und Delphin ist jetzt nur nicht nur im Vorstand des Bundesverbands vertreten, sondern auch dessen bundesweite Geschäftsstelle. Kurse könnten stattfinden, die Räume sind da, anders als in der Großstadt Berlin.
„Hier ist Stoff zum Lernen und Forschen, auch für Hochbegabte mit Schulschwierigkeiten“, sieht Scheuerl. Schon jetzt arbeiten und lernen hier Kinder und Jugendliche im Projekt „Jugend stärken im Quartier“. „Oder warum sollen Studenten die Regelungstechnik nur an Projekten für VW testen?“ fragt sie. Das Textilforschungsinstitut hat schon ein Ergebnis für seine textilen Matten: für Aquaponic ungeeignet, weil sie eine Brutstätte für Insekten sind. So könnte sich der Sonnenberg weiter als Bildungsraum erschließen, hofft Angelika Scheuerl. Und auch eine Finanzierung für den Innenausbau des Hauses gefunden werden.
Volkmar Zschocke zeigte sich auch in seinem Blog fasziniert von dem Ansatz, soziales Engagement mit wirtschaftlicher Aktivität zu verbinden, und von Mut und Begeisterung des Teams.
Katharina Weyandt
Von dem Besuch entstand auch ein Beitrag in der Freien Presse.
Fotos: Eckart Roßberg
In warmem Wasser brüten Insekten, wahrscheinlich Mücken etc, wie ich es verstanden habe. Die Frage zur Veröffentlichung kann Antje Rausch sicher beantworten.
Hat das Textilfoschungsinstitut seine Ergebnisse veröffentlicht? Ich hätte nicht gedacht, dass Insektenbefall dort ein Problem darstellt.