Bahnsteigtunnel: Stadtrat soll über Mehrkosten beschließen
Der Tunnel zwischen den Gleisen, der Bahnsteigtunnel mit dem neuen Ausgang Ost, steht am 6. März auf der Tagesordnung des nächsten Stadtrats.
Ja, der neue Ausgang Ost des verlängerten Bahnsteigtunnels zum Sonnenberg hin soll baldmöglichst gebaut werden. Das bestätigte Grit Stillger, Abteilungsleiterin Stadtentwicklung, bei der Stadtteilkonferenz Anfang Februar. Jetzt steht das Projekt auf der Tagesordnung des nächsten Stadtrats.
Zur Erinnerung: Die Vision einer hellen, sicheren und kreativ gestalteten Bazillenröhre als zweite Querung zwischen Zentrum und Sonnenberg wurde schon 2015 beschlossen.
2017 informierte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung auf Einladung in einem öffentlichen Stammtisch des Stadtteilrats: Wie weit ist die Bazillenröhre?
Auch in den Einwohnerversammlungen, zuletzt 2018, wurde dazu Auskunft gegeben. Baubürgermeister Stötzer konnte auf Nachfragen im Laufe des Jahres nur melden, dass sich keine Baufirma für das Projekt gemeldet hatte – ein Problem, was auch bei anderen Ausschreibungen der Stadt zur Zeit auftritt. Ein interessanter historischer Rückblick zeigte übrigens, wie seit 150 Jahren schon über dies Thema in der Stadt diskutiert wird.
Jetzt hat das Baudezernat auf Grund der vorliegenden Plänen und der aktuellen Finanzlage eine ausführliche Vorlage für den Stadtrat erarbeitet. Ziel: Die benötigten Mehrkosten in Höhe von 700.000 Euro sollen genehmigt werden. Die erste Hürde ist die nicht öffentliche Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschuss am kommenden Montag. Zwei Tage später hat der Stadtrat am 6. März die Vorlage auf der Tagesordnung (.pdf unter TOP 6.9).
Darin heißt es:
„Der Stadtrat beschließt die Mittelbereitstellung für unabweisbare Mehrauszahlungen im Haushaltsjahr 2019 und 2020 sowie die Bereitstellung einer unabweisbaren Verpflichtungsermächtigung in der Produktuntergruppe 54110 für die Maßnahme Verlängerung Fußgängerunterführung Hbf zur Dresdner Straße …“
Die Begründung geht erst auf die gestiegenen Kosten ein, was nicht nur an der Auftragslage im Baugewerbe liegt, sondern auch an Forderungen der Bahn. Wenn nicht Silvester 2020 alles fertig ist, verfallen die zugesagten Fördermittel.
„Begründung:
1. Bedarf
Bei dem Vorhaben handelt es sich um die Verlängerung der Fußgängerunterführung Hauptbahnhof zur Dresdner Straße. Ausgangslage für die Einordnung der Maßnahme in den HH-Plan 2016 (Umsetzung im Rahmen der Förderung durch das Investitionskraftstärkungsgesetz „Brücken in die Zukunft“) war ein in Vor-jahren ermittelter Finanzierungsbedarf in Höhe von 3,58 Mio. €. Die Maßnahme wurde mit 2,223 Mio. € Fördermitteln aus dem Budget „Bund“ eingeordnet und ist aufgrund der gesetzlich festgelegten Zuwendungsfrist bis zum 31.12.2020 abzuschließen. Das Budget für diese Maßnahme beträgt lt. HKR 3,106 Mio. €; die derzeitige Kostenprognose beläuft sich auf 4,050 Mio. € (inkl. einer ca. 5 % igen Reserve). Die Maßnahme weist damit einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von 0,945 Mio. € aus. Im Ergebnis der GU-Ausschreibungen für die Maßnahme Verlängerung Fußgängerunterführung Hbf zur Dresdner Straße ergibt sich hinsichtlich der Bezuschlagung der Maßnahme dringender Handlungsbedarf. Ohne Berücksichtigung einer Reserve (z.B. für Nachträge) ist für die Bezuschlagung eine unabweisbare Mittelbereitstellung in Höhe von 770 T€ (in den Jahren 2019 und 2020) auskömmlich.
Der zusätzliche Finanzierungsbedarf ist einerseits aufgrund spezifischer Leistungsanforderungen der Deutschen Bahn AG an die Ausführung der Baumaßnahme und zum anderen dem Ergebnis der Ausschreibung für die Bauhauptleistung (einschl. gestiegener Nebenkosten) geschuldet, welches deutlich über dem verpreisten Leistungsverzeichnis liegt.
Es handelt sich hierbei bereits um das zweite Vergabeverfahren, da bei der ersten Ausschreibung im Sommer 2018 kein Angebot einging. Eine Aufhebung und erneute Wiederholung der Ausschreibung würde kein besseres Ergebnis erbringen. Ebenfalls würde es bei einer nochmaligen Wiederholung der Ausschreibung zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen kommen, so dass der Bewilligungszeitraum für die Fördermittel (31.12.2020) nicht mehr zu halten wäre.“
Dann wird beschrieben, wie viel davon abhängt:
„Die Umsetzung der Maßnahme – Verlängerung der Fußgängerunterführung bis zur Dresdner Straße – ist Voraussetzung für die weiteren Entwicklungen im Umfeld des Hauptbahnhofes, wie der Neubau des Fernbusterminals, die Verlagerung des Busbahnhofes auf den Bahnhofsvorplatz sowie die weitere Umsetzung des beschlossenen Nahverkehrsplanes (Haltestelleneinordnungen). Diese Folgeprojekte im Umfeld des Hauptbahnhofes könnten dann ebenfalls nicht planmäßig begonnen werden.“
Wir werden weiter berichten.
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Die Pressestelle der Stadt hat auf unsere Anfrage inzwischen bestätigt: Derzeit beginnen bauvorbereitende Maßnahmen (u.a. Errichtung einer Baustraße) für den Bau des neuen Ostzugangs.
Der Beginn der Hauptbaumaßnahme ist in der 19. KW geplant.
Dazu wird es noch Presseinformationen und einen Ersten Spatenstich geben. Der genaue Termin steht noch nicht fest.
Die Bazillenröhre so hochwertig und teuer aufzuwerten, hat m.E. keine Zukunft. Ich schau mal in die Glaskugel… keinen Monat später sind die Gestaltungselemente beschmiert und verunstaltet.
Besser wäre es, die Wände regelmäßig (aller 1-2 Jahre) zu weißen und diese Flächen dann für Sprayer freizugeben. Die Röhre behielte ihren Flair und es wäre immer mal wieder interessant, durchzulaufen, auch wenn man es nicht unbedingt muss, natürlich bei unkaputtbar ausreichendem Licht…
Verlängerung Bahntunnel: Wäre super. Hoffentlich recht bald. Verkürzt die Wege von den hinteren Bahnsteigen um bestimmt 10-15 min.
Schon gesehen? Die Verlängerung des Bahnsteigtunnels beginnt jetzt. Treffen morgen Freuitag 17 Uhr an der Dresdner Straße! Wichtig auch deshalb, um weiteres Bürgerengagement für die Bazillenröhre zu zeigen.
Hallo Katharina Weyand,
interessant, danke für den Link. Ich verstehe ja irgendwo das Bedürfnis nach „Sauberkeit“, aber ich bleibe dabei: So wie sie ist, ist die Bazillenröhre genial. Die Autentizität und Atmosphäre kriegt man mit keiner Wandgestaltung je wieder hin. Licht ja, das muss sein. Es ist genau der Kontrast zwischen alt und neu, der mich begeistert.
Vor 15-20 Jahren hatten die Chemnitzer Angst, den Tunnel zu benutzen. Sie sind lieber bis zur Waisenstraße gelaufen. Dann wurde aber der Reinigungsturnus auf täglich verbessert, die Lampen auf Zuruf ausgebessert, die Bevölkerungsstruktur änderte sich, die Nutzung nahm zu. Jetzt sind immer Menschen im Tunnel. Mit der heutigen Nutzungsfrequenz könnte er von mir aus auch so bleiben wie er ist. Hast schon Recht, jetzt hat da keiner mehr Angst.
Hallo Christian Bodensteiner, einen Ideenwettbewerb gab es ja. https://www.gemeinwesenarbeit-chemnitz.de/9982/bazillenroehre-ideen-entwurf-fuer-neugestaltung-ist-ausgewaehlt/
Dass erst mal die Graffiti entfernt werden, war Wunsch der Bürgerinnen und Bürger in den diversen Foren. Es ist ja eine Mauer aus natürlichen Steinen, nicht eine verputzte Wand.
Die neue Verbindung direkt mit den Gleisen ist ein großer Gewinn, am besten wäre ein Ausgang gleich auf beiden Seiten der Dresdner Straße. Nicht nur der Sonnenberg, auch die Bahn und der Einzelhandel im Hauptbahnhof dürften von der Maßnahme profitieren.
Die Bazillenröhre hat ja wirklich Klasse, so wie sie ist. Es wäre ein Jammer, wenn man versuchen würde, sie klinisch sauber zu bekommen. Sie ist und bleibt lang und eng. Natürlich braucht sie eine vernünftige Beleuchtung, aber mir würde es gefallen, wenn sie mit all dem Graffiti bleiben würde und man ihr den Kultstatus belässt. Den muss man allerdings noch weiter „herausarbeiten“ mit viel Licht, vor allem an beiden Enden. Wie wäre es, einen Licht-Kunstprojekt daraus zu machen? – Vielleicht mit einem kleinen Ideenwettbewerb? Wer sie dann immer noch nicht benutzen mag, dem bleibt denn die neue Verbindung. (jedenfalls sobald sie realisiert ist)
Beschlossen! Stadtrat Bernhard Herrmann bezeichnet das als breites Bekenntnis zur Entwicklung des Sonnenbergs. „Das Projekt drohte auf das Abstellgleis zu geraten“, schreiben die Grünen in ihrer Pressemitteilung. Na, da wäre der Aufstand groß geworden.
https://gruene-chemnitz.de/2019/03/bahnsteigtunnel-hauptbahnhof-sonnenberg/
Wenn nicht, bleibt es halt wie es ist.
Erst mal danke an die Person, die diese Vorlage geschrieben hat, da steckt viel Arbeit drin. Dass die Bazillenröhre in der Liste nicht vorkommt, hat sicher nichts zu bedeuten.
Nur, warum informiert die Stadt nicht von sich aus über solche Meilensteine in einem Projekt? Das wünsche ich mir von der Pressestelle. Wenn ich nichts erfahre, denke ich, es tut sich nichts. Das ist normal.