Wie kann der alte Fußgängertunnel unter dem Bahnhof zwischen Dresdner Straße und Mauerstraße, gemeinhin als „Bazillenröhre“ verschrien, verbessert werden? Seit der letzten Aktion vor einem Jahr hat sich nicht wirklich etwas verändert. Zumindest nicht abgerissen wird sie, so verkündete es kürzlich Leiter des Tiefbauamtes Bernd Gregorzyk. Aber dieses Bekenntnis der Stadt alleine reicht den Bürgern natürlich nicht.

Runde an der Bazillenröhre - Foto MalechÜber dreißig Anwohner des Sonnenbergs und Bürger von Jung bis Alt waren daher letzten Donnerstag dem Aufruf von Katharina Weyandt, ihres Zeichens Kandidatin der Grünen im Wahlkreis 2 gefolgt, um der brennenden Frage nachzugehen, wie es um den Fortschritt des Bahnhofumbaus steht. Unterstützung erhielt Frau Weyandt vom Grünen Stadtratsfraktionsführer Thomas Lehmann.

„Diesen Schandfleck, der rund 15.000 Bürger des Sonnenbergs beleidigt“ (Zitat Prof. Clauss Dietel) gilt es wieder in eine zeitgemäße Verfassung zu bringen. Die Mauern und das komplette Bauwerk sollen saniert und die Fassade durch Sandbestrahlung wieder gereinigt werden. Formgestalter und Künstler Professor Dietel schätzt: 150-200.000 EUR würde man heute für das Portal aus sächsischem Sandstein bezahlen müssen. Seit der Erbauung wurde anscheinend nie etwas daran gemacht. Sollte dieses also nicht unter Denkmalschutz stehen?

Stadtteilmanagerin Elke Koch in der Diskussion - Foto Remestvenskyy

Stadtteilmanagerin Elke Koch in der Diskussion

Innerhalb einer Stunde wurden viele sinnvolle Vorschläge vorgetragen, die sich die Bürger so wünschen. So sehnt man sich einstimmig nach besserer Beleuchtung. Oberlichter könnten wie früher bei Tage Licht spenden. Aktuell sind lediglich trübe Natriumdampflampen Tag und Nacht eingeschaltet. „Besser als nichts“ raunt ein Bürger. Dennoch erscheinen diese im Zeitalter von hocheffizienten LEDs als außerordentlich schwachsinnige Relikte. Ein in Chemnitz weit verbreitetes Problem. Dank LED Beleuchtung würde der Tunnel nämlich heller. Dies spart sofort und auf Dauer hohe Kosten. Mit farblichen Differenzierungen kann der Tunnel zusätzlich optisch verkürzt werden, so Professor Clauss Dietel.

Seit langem in der Diskussion ist die Möglichkeit, neue Ausgänge von Tunnel zu den Bahnsteigen zu bauen. Dies ist natürlich eine weitere Kostenfrage, aber dieser Ausbau würde selbstverständlich auch weitere Nutzungsmöglichkeiten bieten, wie z. B. bequemeres Erreichen der Bahnsteige oder einen zusätzlichen Fluchtweg im Falle einer Evakuierung.

Ebenfalls verbessert werden muß die Sicherheit, insbesondere zur dunklen Stunde. Auch wenn es den Jüngeren unter uns eher wenig sinnvoll erscheinen mag, Videokameras und Notrufsäulen etc. aufzustellen, denn es ist ja auch eine Kosten- und Datenschutzfrage, so ist dies der am zweithäufigsten genannte Diskussionsaspekt.

130314d4635Zudem sollte die mit vielen Unebenheiten und Schlaglöchern geplagte Rampe ausgebessert werden. Dann muß man aber auch die Absenkung des Bordsteins genau an deren Ende und nicht etliche Meter weiter wie jetzt gleich mit angehen. Neben Sanierung der Treppe fordern Bürger für die Barrierefreiheit geebnete Wege und eine farbig markierte Fahrradspur.

Stichworte Fahrrad und Radverkehrskonzept: Den Tunnel im Rahmen der Ausgestaltung und Markierung als Teil einer Fahrradroute vom Zeisigwald bis zum Schloßteich sowie zum Chemnitztalradweg zu berücksichtigen findet breite Zustimmung.

Darüber hinaus wird als optischer Leckerbissen eine hochwertige Ausgestaltung erwartet, die einer „Stadt der Moderne“ angemessen ist. Grundsätzlich wird auch hier mehr Bürgerbeteiligung gewünscht. Als künstlerische Themen sind z. B. die Chemnitzer (Industrie)geschichte oder Lebensalter vom Kind bis zum Greis denkbar. Vorstellbar ist eine Jury, die kreative Vorschläge auswertet und bei einer Entscheidungsfindung unterstützend wirkt.

Sebastian - Foto Remestvenskyy

Sebastian

Auch wenn derzeit noch viele Wünsche und Fragen bestehen, so konnten sich die Bürger informieren und ihren Anliegen Gehör verschaffen. Stadtverwaltung und die Deutsche Bahn AG sind nun am Zuge, sich mit den Belangen der Bürger zu beschäftigen, um endlich sichtbare Fortschritte bei Umbau und Modernisierung dieser wichtigen Teilabschnitte des Bahnhofs zu erreichen.

Sebastian Nikolitsch – Stadtteilrat Sonnenberg